Folgender Bericht ist am 9. April 2013 in der Schwäbischen Zeitung erschienen:
Romeo und Julia haben jetzt ein rosafarbenes Kind Das Storchenpaar auf dem Rathausdach hat innerstädtische „Konkurrenz“ bekommen Von Michael Panzram Isny - Es ist unklar, was Romeo und Julia über diesen Farbtupfer denken, aber auch dem Storchenpaar auf dem Dach des Isnyer Rathauses muss das ein wenig komisch vorkommen, was es da seit wenigen Tagen sieht: In der Innenstadt hat sich ein rosafarbener Storch mit einem Weibchen eingenistet – vielmehr versucht, einzunisten. Bisherige Nestbauarbeiten auf den Bäumen vor dem Postgebäude waren nämlich alles andere als erfolgreich. „Er ist einfach noch zu ungeübt“, sagt Erhard Bolender, der sich um die Störche in der Innenstadt kümmert. Ein Einzelfall ist die rosa Färbung des Storchen nicht, aber ungewöhnlich und höchst selten sei diese „Laune der Natur“, sagt Bolender. Den Grund für die Verfärbung kennt er nicht. Das lasse sich auch nicht nachvollziehen. Bei Flamingos sei bekannt, dass die Färbung mit der Nahrung zusammenhänge. Das sei bei Störchen aber unwahrscheinlich. Mit dem Fernglas auf dem Blaserturm Für Bolender und für Romeo und Julia ist der rosafarbene Storch kein Unbekannter – allerdings in dieser Farbe. Er kam als Sohn von Romeo und Julia in Isny im Herbst 2011 zur Welt, bekam den Namen Finn verpasst – und verließ die Stadt, von seiner Mutter noch ein Stück begleitet, einige Wochen später. Möglicherweise ist der damals noch weißfarbige Jungstorch danach für einige Zeit in der Schweiz gewesen. Zumindest sei Finns Bruder, der gemeinsam mit ihm davongeflogen war, im November 2011 tot in St. Gallen aufgefunden worden, sagt Ulrike Maruszczak, die sich sehr für die Störche interessiert und immer wieder auf den Blaserturm steigt, um Romeo und Julia zu beobachten. Dort hinauf begibt sich auch Bolender regelmäßig. Erstens, um die Kamera zu überprüfen, die die Störche aufnimmt. Zweitens, um mit dem Fernglas die Brutzeit zu beobachten. In etwa drei Wochen erwarten Romeo und Julia wieder Nachwuchs, erklärt Bolender. Zwei bis drei junge Störche seien dann zu erwarten. Ihre Überlebenschance in Isny hängt auch davon, ob es um Pfingsten noch einmal richtig kalt wird. Es kündigt sich erneuter Nachwuchs an Seit Romeo, ein Franzose, und Julia, sie stammt aus der Schweiz, im Jahr 2000 sich auf dem Rathaus eingenistet haben, hätten etwa 25 bis 26Störche die Anfangszeit nach der Geburt überlebt, sagt Bolender. Und es werden wohl noch einige dazukommen, denn nicht nur Julia erwartet Nachwuchs. Auch Finn und seine drei Jahre alte Gefährtin, die aus Bad Saulgau stammt und keinen Namen hat, hätten sich am Sonntag gepaart. Bolender wundert sich nicht nur über Finns Federkleid, sondern auch über die Tatsache, dass Romeo und Julia es zulassen, dass ihr Sohn unweit ihres Platzes ein eigenes Nest baut. Denn der Baum vor dem Postgebäude ist in Sichtweite, was Störche eigentlich in der Regel gar nicht gefällt. „Auf Höhe der Wassertorstraße ist Schluss“, sagt Bolender. Wenn sich ein Storch dieser „Linie“ nähere, dann klappere Romeo ganz wild und verteidige so sein Revier – auch wenn da der eigene Nachwuchs im Anflug sei. Was auch immer im Nest auf dem Rathaus passiert, kann Erhard Bolender von seinem Bürostuhl aus sehen. Am Computer hat er einen Zugang zu der Kamera, deren Bilder auch im Internet unter www.isny.tv zu sehen sind. Während Männchen Finn (rechts) versucht, ein Nest zu bauen, wartet das Weibchen geduldig.sz-Fotos:panzram
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